Freude und Angst

April 14, 2020 0 Von Tina

Nachdem unser Kleiner die Operation und die Zeit auf der Intensivstation gut gemeistert hatte, ging es also wieder auf die Station Noeggerath zurück. Wir bekamen ein großes Zimmer für uns allein und nun ging auch für uns die „Arbeit“ los.

Wir mussten weiterhin Kittel und Mundschutz tragen, wenn wir zum Kleinen reingegangen sind. Die Schwestern wiesen uns schnell ein, wie wir die Medikamente richten und geben mussten – und das waren nicht wenige! Wir hatten vorher gar keine – also so wirklich gar keine!!! Ahnung von Medikamenten und die Gabe dieser. Zum Glück standen die Schwestern und Ärzte immer für Fragen zur Verfügung! Da unser Schatz noch mit einer Magensonde versehen war, konnten wir die Medikamente dann recht schnell und einfach darüber geben – das war tatsächlich eine kleine Erleichterung.

Wir machten uns bezüglich der Magensonde Sorgen: Er soll aus der Flasche trinken, immerhin wollen wir auch irgendwann mal nach Hause und das mit Magensonde? Für mich war das unvorstellbar. Wir haben natürlich von anderen Kindern gehört, die auch mit Magensonde heim durften, aber wer legt die denn, wenn sie mal rausrutscht? Das nächste Krankenhaus mit Kinderstation ist 25 Minuten entfernt. Wir trainierten fleißig und zogen auch eine Logopädin heran, die uns half. 

Bei unserem Schatz wurden weiterhin viele Untersuchungen gemacht: Er wurde regelmäßig geschallt, ihm wurde oft Blut abgenommen und seine Wunde wurde begutachtet. Alles entwickelte sich zur Zufriedenheit der Ärzte. So bekamen wir eine Zimmergenossin. Die Kleine wurde ebenfalls herztransplantiert und wir verstanden uns mit der Familie super, tauschten uns aus und gingen zusammen zu einem Seminar. Außerdem durften wir mit unserem Schatz endlich mal an die frische Luft, ein schöner Spaziergang auf dem Klinikgelände war dann ein toller Tapetenwechsel.

Für uns war nach der großen Operation endlich ein Ende der Krankenhauszeit in Sicht! Nach dieser langen und auch anstrengenden Zeit war das unser Lichtblick auf den wir Tag für Tag hinfieberten. Zu dritt nach Hause – zu unserer Familie, zu unseren Freunden und in unsere Wohnung zurück! Als uns dann Mitte November gesagt wurde, dass wir kommende Woche nach Hause dürfen, wenn alles weiterhin so gut aussieht, waren wir unglaublich glücklich und voller Vorfreude. Und dann war da noch die Angst: Wie geht es Zuhause weiter? Der Papa geht bald wieder arbeiten, der Kleine muss zu vielen Therapien, oft zu Ärzten und die Medikamente müssen auch gerichtet werden. Ahja, und bespaßt werden will der kleine Sonnenschein natürlich auch noch 😉 Ich hatte also riesen Respekt vor dem ersten Tag alleine mit ihm Zuhause. Zum Glück konnten wir auch dahingehend alle Fragen, die wir hatten, mit den Schwestern und Ärzten klären. Dr. Fleck hat uns eigentlich gezeigt, dass alles machbar sein wird. Wir genossen also die Aussicht auf unser erstes Weihnachten zu dritt – Zuhause!!!

Es hat mal wieder perfekt gepasst, dass Oma und Opa genau in der Woche vorbei kamen, in der wir entlassen werden sollten. So konnten sie uns in den letzten Tagen nochmals kräftig unterstützen. Montag entschlossen wir (gemeinsam mit einer Schwester) die Magensonde einfach mal zu ziehen und zu schauen, was passiert. Und hey, er hat getrunken! Zunächst nicht viel und immer unter Geschrei, aber so, dass er am Ende sogar zugenommen hatte. Mittwoch und Donnerstag standen seine Abschlussuntersuchungen an und am Donnerstag gaben wir ein Essen für die Ärzte und Schwestern aus: ein paar Brötchen sowie Kaffee und Kuchen. Wir wollten uns für die vielen Dinge, die sie für uns getan haben, bedanken – für ihre Zeit, Geduld und Ehrlichkeit! Und wir entschuldigten uns für verschiedene Unannehmlichkeiten (Eltern in solchen Extremsituationen sind sicher nicht die einfachsten). Es war schön, dass das Spielzimmer voll mit Schwestern, Ärzten und anderen Personen war, die uns in dieser schweren Zeit unterstützt und geholfen haben.

Auch ein neurologisches Abschlussgespräch hatten wir, es wurde uns ein Notfallmedikament mitgegeben, das wir einsetzen sollen, wenn der Kleine einen großen epileptischen Anfall kriegen sollte. Wir hofften einfach, dass wir dieses Medikament nie brauchen werden.

Am liebsten wäre ich an diesem Abend noch gefahren. Ich wollte unbedingt nach Hause. Da wir aber noch keine Sachen gepackt haben und uns das Krankenhaus noch einige Dinge mitgeben musste, verworfen wir diese Idee wieder und fuhren dann am Freitag Nachmittag in Richtung Heimat. Unterwegs mussten wir für die Medikamente und fürs Füttern anhalten, aber das hat unser Kleiner super gemeistert. Um 2 Uhr lagen wir fix und fertig im Bett – also wir Erwachsenen waren fix und fertig. Unser Schatz konnte ja im Auto viel schlafen und dachte im Bett dann eher: „Hey, wollen wir noch ein bisschen Party machen?“ Naja, auch diese Nacht ging vorbei und wir waren endlich Zuhause!!!

Tina